
Die Atmung als Dialog mit dem Unsichtbaren
- On 8. August 2025
- By Marko Visak
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Grüner Buchenwald.
Du heil`ge Kathedrale.
Atmen heisst beten.
(Marko)
Qigong - Erkenne die Atmung als Dialog
Sowohl beim Erlernen der Achtsamkeitsübungen, als auch beim Qigong spielt die Atmung eine zentrale Rolle. Wenn wir uns bewusst machen, dass das Wort Inspiration sowohl Einatmung, als auch Begeisterung bedeutet, wird uns die für das Leben zentrale Rolle unserer Atmung bewusst. Das Wort Spirit (Inspiration) ist hier der Geist oder das Lebendige, welches sich bei jedem Atemzyklus einmal hinein und einmal hinausbewegt und uns dadurch belebt. Wir stehen somit durch unsere Atmung im ständigen Dialog, mit dem lebendigen Raum, der uns umgibt. Dieser lebendige Raum ist selbst formlos oder unsichtbar, erschafft jedoch die Form und das Sichtbare.
Für unseren Körper bedeutet das, die unsichtbare Atemluft gibt den unsichtbaren Sauerstoff in unseren Lungen an den Blutstrom weiter und dieser Sauerstoff belebt und erhält jede einzelne unserer Körperzellen. Der erste Atemzug markiert den Beginn, der letzte Atemzug das Ende unseres irdischen Lebens. In allen spirituellen Kulturen wird erklärt, dass der Atem selbst zwar unsichtbar und feinstofflich ist, jedoch das Sichtbare und Grobstoffliche erst lebendig werden lässt. Götterwelt sehr nahe, So wird in der Bibel der erste Mensch, Adam, zunächst aus unbelebter Materie oder Erde geformt und erst das hineinhauchen des Odem Gottes erweckt ihn zum Leben. Die alten Inder sprechen von Prana als lebendiges Element im Atem. Die alten Griechen kannten Pneuma, und im Taoismus spricht man vom vom Qi.
Dies alles wusste auch Goethe, als er schrieb:
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
jenes bedrängt, dieses erfrischt;
so wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
und dank ihm, wenn er dich wieder entlässt.
(Goethe)
Erlebe die Atmung als Inspiration
Die Atmung ist also das belebende Element in uns. Wenn wir bei unserer Atmung von Inspiration und Expiration sprechen, dann erkennen wir uns also als geistig- spirituelle Wesen (spirits) an. Und über die Einatmung strömt dieser lebendige äußere Raum in uns und wir treten mit diesem in Kommunikation und Austausch. Bei der Ausatmung entweicht dieser auch wieder. So können wir mit dem einfachen Gewahrwerden unserer Atmung diese belebenden Wellen beobachten. Die Welle kommt, die Welle geht, die Welle kommt, die Welle geht; wie ein wundervoll, belebend, erfrischender Spaziergang am Ozean.
Das geistige in Raum und Atemluft
Das Geistige ist stets das Unsichtbare. Doch in diesem Unsichtbaren ist das enthalten, was das Sichtbare lebending macht und am Leben erhält. Der Moderne Mensch verpasst dieses immerwährende Wunder und lebt in dem Paradox von einem toten Raum auszugehen, um sich gleichzeitig mit jedem Atemzug zu beweisen dass er irrt.
Das Formlose und die Form – Yang und Yin
Der Raum ist wie unsere Atemluft selber formlos und doch formgebend. Bei jedem Atemzug vollzieht der Mensch in seinen Lungen also das Wunder das Unsichtbare im Raum, nämlich die „Luft“ im Kontakt mit seinem Körper, hier die Lungen für sich nutzbar zu machen. In seiner Lunge, nimmt er dieses Lebendige aus dem Unsichtbaren heraus um es an etwas Flüssiges, nämlich seinen Blutstrom zu übertragen. Der Blutstrom wiederum übergibt das Lebendige dann an seine Zellen. Ohne dieses Wunder der Extraktion des Lebendigen aus dem Unsichtbaren wäre der Mensch nicht lebensfähig.
Die Atmung als Dialog oder Gebet mit dem Unsichtbaren
Wer sich nun für den Raum um ihn herum interessiert, dem steht aus den oben beschriebenen Gründen in seiner Atmung ein Werkzeug der Kommunikation zur Verfügung. Etwa wie in meinem Haiku zu Beginn dieses Artikels beschrieben: Bei einem Spaziergang im Wald. Du atmest, der Wald atmet, der lebendige Raum verbindet euch. Alles einfach und mühelos. Du bist lebendig, der Wald ist lebendig, der Raum der euch verbindet ist lebendig.
Grüner Buchenwald.
Du heil`ge Kathedrale.
Atmen heisst beten.
(Marko)
Das Ausatmen wäre in diesem Dialog oder Gebet das Sprechen zum Raum hin und das Einatmen das Zuhören. So hat der Mensch alle Werkzeuge, die er benötigt bereits in die Wiege gelegt bekommen. Vom ersten Atemzug seiner Geburt, bis zum letzten Atemzug befindet er sich in jenem wundersamen Austausch und Dialog.